2008: 200 Jahre
«Die Vergangenheit ist Gegenwart und hat Zukunft» – getreu diesem Motto feierte die Theater- und Musikgesellschaft Zug ihren 200. Geburtstag mit verschiedenen Veranstaltungen während des ganzen Jahres. Im Mittelpunkt standen jedoch nicht allein die vielen Höhepunkte der Vergangenheit, sondern vor allem der Blick nach vorne: So setzte man bei den Feierlichkeiten bewusst immer wieder auf die Jugend, deren Freude und Interesse an der Kultur möglichst früh geweckt werden sollen. Dieses Anliegen zog sich wie ein roter Faden durch das gesamte Jubiläumsjahr.
Festakt
Den Auftakt machte der Festanlass am 20. Januar 2008 – auf den Tag genau 200 Jahre nach der Gründung der Theater- und Musikgesellschaft Zug. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur folgten der Einladung ins Theater Casino Zug, darunter der gesamte Stadtrat mit Stadtpräsident Dolfi Müller, Landammann Joachim Eder, Regierungsrat Patrick Cotti, Ständerat Rolf Schweiger und Künstler:innen wie etwa Erich Vock oder Margrit Läubli, die selbst schon auf der Casino-Bühne gestanden hatten.
In einer aufwendigen Multimedia-Inszenierung liessen der Präsident der Theater- und Musikgesellschaft, Toni Luginbühl, und der damalige Intendant August P. Villiger die wichtigsten Meilensteine der letzten 200 Jahre noch einmal aufleben. Einen bedeutenden Teil nahmen dabei die letzten drei Jahrzehnte ein, in denen dank der TMGZ Weltstars wie der Jazz-Trompeter Miles Davis, Sviatoslav Richter, Mummenschanz, Herman van Veen oder Philipp Glass die Stadt Zug beehrt hatten.
Visuell gestaltet wurde die multimediale Präsentation mit viel Liebe zum Detail vom Atelier Christen in Zug. Die grandiose musikalische Umsetzung durch André Desponds (Leitung, Arrangement, Piano), Duilio Galfetti (Violine, Mandoline, Gitarre), Thomas Dobler (Vibraphon, Percussion) und Matthias Ziegler (Flöten) rundete die eindrückliche Rückschau ab, die beim Publikum für einen nicht enden wollenden Applaus sorgte.
Im Rahmen des Festanlasses zeigte die TMGZ gleich zwei ihrer Kernkompetenzen auf: Kultur auf höchstem Niveau zu bieten – und das für alle Altersklassen. Was zuvor bereits gegen 4'000 Schulkinder begeistert hatte, zog auch das Publikum am Jubiläumsabend in seinen Bann: Das bekannte musikalische Märchen «Peter und der Wolf» von Sergej Prokofieff, dramatisiert und inszeniert von der jungen Schweizer Regisseurin Carin Frei. Die musikalische Leitung hatte Carlos Dominguez-Nieto, welcher auch für die Musik-Bearbeitung für ein Solistenensemble der Zuger Sinfonietta verantwortlich war. Die Eigeninszenierung der TMGZ in Zusammenarbeit mit der Kantonalen Animation für Schulmusik wurde gemeinsam produziert von August P. Villiger und Armon Caviezel.
Fil Rouge
Vier grosse Kuben sorgten vom 10. bis 21. Juni 2008 für Gesprächsstoff in Zug: Sie gehörten zur Ausstellung «Fil Rouge», für die sich Staatsarchivar Peter Hoppe auf die Suche nach Daten, Fakten und Anekdoten in der bewegten Vergangenheit gemacht hatte. Präsentiert wurden diese auf grossen Quadranten an jenen vier Standorten, an denen die TMGZ in den letzten 200 Jahren Musik und Theater zum Leben erweckt hatte: Beim ersten Theaterbau am Kolinplatz (heutiger Polizeiposten), am Postplatz (heutiges Verwaltungsgebäude), sowie beim alten und neuen Theater Casino an der Artherstrasse. Die Gestaltung der mobilen Ausstellungskörper hatte das Atelier Christen in Zug übernommen. In den Bau wurden bewusst mehrere Jugendliche miteinbezogen. So erhielten Lehrlinge verschiedener Zuger Firmen die Chance, ein gemeinsames Werk zu schaffen, das grosse Bewunderung auslöste.
Unter dem Portikus des neuen Theater Casino an der Artherstrasse wurden die Kuben nach den Sommerferien noch einmal alle gemeinsam präsentiert.
Spectaculum
Im Rahmen des Seefests vom 21. Juni 2008 bot die TMGZ ein wahres Zuger «Spectaculum» und setzte erneut auf die Hoffnungsträger der Zuger Kulturszene von morgen. Am Nachmittag galt die Aufmerksamkeit all jenen Kindern und Jugendlichen, die an den gemeindlichen Musikschulen im Kanton Zug mit viel Engagement und Leidenschaft die Welt der Musik entdecken. In verschiedenen Formationen spielten sie in der ganzen Stadt verteilt zu Ehren des 200. Geburtstags der TMGZ und des gleichzeitigen 150-Jahr-Jubiläums der Kadettenmusik Zug. Der eigentliche Höhepunkt folgte auf dem Landsgemeindeplatz: Was bot sich dem Publikum für ein unglaubliches Bild, als sich rund 400 junge Musikerinnen und Musiker zur gemeinsamen Uraufführung der «Zuger Bräglete» von Rudolf Barth versammelten. Ein spektakuläres und unvergessliches «Geburtstagsständchen», das mit Sicherheit in die Geschichte der Stadt Zug eingehen wird.
Am Abend erlebten die Besucherinnen und Besucher des Seefests schliesslich ein grandioses Zusammenspiel von Feuerwerk und Musik: Das Programm war zugeschnitten auf eine Komposition, die der Zuger Musiker Dani Häusler im Auftrag der TMGZ eigens für diese Gelegenheit geschrieben hatte. Dieses «Hujässler»-Projekt wurde am 21. Juni zum ersten und gleichzeitig einzigen Mal in dieser Form präsentiert.
Mit dem «Spectaculum» am Seefest brachten die TMGZ, die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Zug FFZ sowie die Musikschulen im Kanton Zug ihre hervorragende Zusammenarbeit und jahrzehntelange enge Verbundenheit zum Ausdruck.
Musical-Oper Nikki
Ende August folgte der eigentliche Höhepunkt des Jubiläumsjahres – die Musical-Oper NIKKI (29. August bis 7. September 2008). Welche Bedeutung diese TMGZ-Eigenproduktion unter der Leitung von August P. Villiger für die Stadt und den Kanton Zug hatte, zeigte das höchst illustre Publikum an der Uraufführung vom 29. August: Die Zuger Regierung nahm in corpore teil – sowohl der gesamte Stadtrat um Stadtpräsident Dolfi Müller wie auch sämtliche Regierungsratsmitglieder um Landammann Joachim Eder. Auch aus der Wirtschaft und Kultur waren zahlreiche Persönlichkeiten unter den Gästen, wie etwa der Zuger Gastronom Hubert Erni oder bekannte Künstler:innen wie Marco Rima, Erich Vock, Brigitta-Luisa Merki oder George Gruntz.
«Beeindruckend, überraschend, hervorragend, noch nie so etwas gesehen» – das Echo auf das einzigartige Bühnen- und Multimediaspektakel war überwältigend. Die spannende und anspruchvolle Geschichte von Autor und Regisseur Rudolph Straub über Zeit- und Seelenreisen, verborgene Welten und die Unergründlichkeit des Lebens verzauberte von der ersten bis zur letzten Minute. Musikalisch war es den beiden Komponisten Carl und Tobias Rütti gelungen, eine Brücke zwischen Musical und Oper, zwischen Klassik, Jazz und Pop zu schlagen. Neben den zeitgerechten Kostümen von Sarah Grangier begeisterte insbesondere auch das einzigartige, imposante Bühnenbild mit Video- und Fotoversatzstücken. Unter der Leitung von Daniel Christen schufen Andreas Iten, Christoph Gutmann, Mark Blezinger und André Stocker eine atemberaubende Kulisse.
Die junge Dänin Kristine Yde Eriksen bezauberte in der Hauptrolle mit ihrer wunderbaren Stimme und Ausstrahlung. An ihrer Seite setzten renommierte Künstler:innen wie Martin Huber, Alexandra Prusa und Uwe Schönbeck weitere Glanzlichter in der Inszenierung. Für Spannung und Dramatik sorgten die vier coolen Beachboys, gespielt von Tim Müller, Pius Föhn, Gábor Németh und Pascal Illi.
Besonders grossen Gefallen fand das Publikum schliesslich an den kleinen Zwillingsbuben, die alternierend von Jules Aeschlimann und Alban Müller, bzw. Axel Umiglia und Silvan Amrein dargestellt wurden. Die vier Knabensolisten der Kantorei Luzern meisterten ihren ersten grossen Auftritt mit Bravour. Der Chor Cantus Zug sowie ein eigens für NIKKI zusammengestelltes Orchester rundeten das erstklassige Ensemble ab.
(Text: Regula Elsener, aus: Theater- und Musikgesellschaft Zug. Ein Dialog)
200. Generalversammlung
Am 28. November 2008 wurde das Jubiläumsjahr mit der 200. Generalversammlung abgeschlossen. Toni Luginbühl trat an dieser Generalversammlung als Präsident der Theater- und Musikgesellschaft Zug zurück, Nachfolgerin wurde Daniela Hausheer.
Tramonto: Ein Geschenk an das Theater Casino Zug
Täglich, zum Zeitpunkt des astronomischen Sonnenunterganges, klingt auf der Seeseite das Theater Casino Zug. Eine ruhige Musik legt sich über den Raum zwischen Theater und See, eine Musik, die so scheint, als würde das Gebäude sie hervorbringen, - als würde die Fassade singen. Eine Musik, extra für diesen Raum geschaffen, - aus diesem Raum gewonnen.
Keine Geschichte wird erzählt. Ein Raum beginnt für die Ohren zu leben; täglich 15 Minuten aus einem Kontinuum von nicht fassbarer Ausdehnung; - doch Dauer spielt hier keine Rolle: Ein Raum wird hörbar, beginnt zu schwingen, in diesem Übergang vom Tag zur Nacht.
Täglich wechselt die Abfolge der Klänge, die, sich miteinander verschränkend, gegenseitig stützend und Raum lassend, ein feines Netz durchs Zwielicht spinnen; - sanft, ruhig, unvorhersehbar und offen …
Atmet die Dämmerung? – Kleine Irrlichter scheinen auf; - die Seele schwingt - .
War das alles nicht schon immer da?
Tramonto wurde konzipiert und realisiert vom Klangkünstler Walter Fähndrich und war das Geschenk der Theater- und Musikgesellschaft Zug anlässlich ihres 200-jährigen Bestehens im Jahr 2008 an das Theater Casino Zug.