1981-2008
Beschleunigung und schrumpfende Distanzen
2008 zählt die Stadtgemeinde Zug rund 25'000 Einwohnerinnen und Einwohner, der ganze Kanton 108'000. Ein Fünftel der Bevölkerung stammt aus dem Ausland – aus den verschiedensten Nationen und Kulturen. Die Distanzen schrumpfen. Zürich und Luzern sind nur noch einen Katzensprung entfernt. Ein Theaterbesuch in Wien, London oder gar New York ist machbar. Konservierte Musik in riesiger Auswahl steht in den Verkaufsregalen oder lässt sich aus dem weltweiten elektronischen Informationsnetz jederzeit «herunterladen». Der Mensch dringt in den Weltraum vor.
1979–1981 errichtet die Stadt Zug auf der Nordseite des alten Casinogebäudes den mit dem Altbau verbundenen Neubau Theater Casino.
Neubau Theater Casino seit 1981
Erweiterungsbau
Die Sanierungsbedürftigkeit des Theater-Casinos rückt Ende der 1940er Jahre die Baufrage wieder ins Zentrum. Während einer ganzen Generation wird geplant und diskutiert: Umbau oder Neubau, Umbau mit separatem Neubau, Einbezug weiterer Liegenschaften, ein anderer Standort. Eine Lösung auf der Schützenmatte in Verbindung mit einem Kongresszentrum wird eine Zeitlang favorisiert. Das Theater-Casino ist vom Abbruch bedroht. Zur Planungsdiskussion gesellt sich das immer stärkere Bedürfnis, auch in Zug am nationalen und internationalen Kulturleben teilhaben zu können. Dafür ist das alte Theater-Casino aber nicht geeignet. Die Lösung heisst: bauliche Entflechtung und betriebliche Professionalisierung. Das alte Casino wird restauriert, übernimmt die Bankett- und Kongressfunktion und erhält ein ständiges Restaurant. Der grosse Theater- und Konzertsaal mit moderner Bühne wird in einen neuen Erweiterungsbau verlegt. Das Projekt der Zuger Architekten Hans Peter Ammann und Peter Baumann schafft mit seiner gelungenen Verknüpfung von Alt- und Neubau, von Tradition und Moderne die symbolträchtige Voraussetzung für einen Kulturbetrieb mit ganz ähnlicher Zielsetzung: Ohne die eigenen, zugerischen Wurzeln zu vergessen, sollen die kulturellen Weltströmungen auch Zug erreichen können.
Die Welt in Zug
Sowohl die betriebliche Professionalisierung wie auch die Neuformulierung der kulturellen Ziele, die sich die Theater- und Musikgesellschaft Zug setzt, sind untrennbar mit einem Namen verbunden – mit August P. Villiger. An der Eröffnung des Neubaus 1981 hat er als Intendant ein Versprechen abgegeben: «Weltbekannte Stars und Ensembles der modernen und der klassischen Musik, des Theaters, Musiktheaters und des Balletts, aber auch viel versprechende und erfolgreiche Künstlerinnen und Künstler aus unserer Region sollen uns mit ihren Darbietungen die Ehre erweisen und unseren Namen in alle Welt hinaustragen.» In der «Ära Villiger» – während fast dreissig Jahren – haben APV und seine Frau Margrit dieses Versprechen quer durch alle Sparten hundertfach eingelöst – von der klassischen Musik über Pop, Jazz, Oper, Operette, Theater und Tanz bis hin zu Eigeninszenierungen, Kabarett und Comedy. Stellvertretend sei an zwei magische Momente erinnert: 1990 gibt der legendäre, wenig später verstorbene Jazztrompeter Miles Davis in Zug ein Exklusiv-Konzert; das Theater Casino wird belagert wie nie zuvor. Und 1992 wählt der US-amerikanische Komponist Philip Glass, Megastar der Minimal Music, für die Welturaufführung seines Stücks «Les enfants terribles» das Theater Casino; Zug steht international in den kulturellen Schlagzeilen.
Zeitstrahl
(1971 Stimm- und Wahlrecht für Frauen)
1971 Die Stiftung Landis & Gyr durchhaut den Planungsknoten mit einer Millionenspende
(1974 Bundesrat Hans Hürlimann)
1977 Volksabstimmung über den Baukredit von 18 Millionen Franken
1981 Eröffnung des Neubaus
1990 Exklusivkonzert Miles Davis
(1991 Untergang der Sowjetunion – Ende des Kalten Krieges)
1992 Welturaufführung «Les enfants terribles» von Philip Glass
(1993 Freigabe des World Wide Web WWW zur allgemeinen Benützung)
1999 Die Liegenschaft Theater-Casino wird Eigentum der Stadt
(2006 Der Kanton Zug zählt 15'315 Aktiengesellschaften)
(Text: Peter Hoppe)