Kennen Sie unseren Schnürboden?
Falls Ihnen Schnürboden wenig sagt: Sie sind hier genau richtig. Werfen wir doch zusammen kurz einen Blick hinter unsere Kulissen. Oder etwas genauer: Auf die Bühne im Theatersaal. Und reden wir über die modernste Bühnentechnik der Schweiz.
Arbeitssicherheit ist auch im Theater das Ein und Alles. Und unsere Bühnentechnik aus dem Jahr 1981 war in letzter Zeit schlicht nicht mehr auf dem Stand der Zeit. Es war nicht mehr zeitgemäss, dass die 35 Züge (jene «Stangen», an denen Scheinwerfer, Vorhänge oder Folien über der Bühne hängen), befestigt an Hanfseilen von Hand bedient werden mussten. Zudem dienten Gewichtssteine, die je 12,5 kg schwer waren und in sogenannten Schlitten platziert werden mussten, als Gegengewicht zum aufgehängten Material. Was hier nicht so dramatisch klingt, erforderte aber strenge und gefährliche Arbeit. Es drohte Falschberechnung der Lasten, Brandverletzung beim Bremsen der Seile oder Einklemmen der Finger zwischen den Gewichtssteinen. Die Arbeit erforderte dann auch noch enormes Fingerspitzengefühl, um die Gewichtsverteilung zu prüfen. Ein Scheinwerfer von 25 kg Gewicht etwa brauchte zwei Steine als Gegengewicht (pro Zug waren bis zu 300 kg Last möglich). Erschwerend kam dazu: Die Züge wurden nicht nur vor einer Aufführung bestückt. Sondern auch während der Vorstellung nach Anweisung der Regie und Inspizienz bedient.
Elektronische Steuerung
Mit der Sanierung in der Saison 2016/17 wurde die Bühnentechnik dann erneuert. Bei den Zügen bedeutete dies Abschied nehmen von gekonnten Handgriffen und eingespielter Teamarbeit. Und hier kommt der Schnürboden nun ins Spiel. Es ist derjenige Bereich, der sich 16 Meter über der Bühne befindet und vom Publikumsbereich aus nicht sichtbar ist. Er, durch den früher die Seilzüge liefen, wurde nun bei der Bühnentechnikerneuerung völlig neu ausgestattet. Anstelle der Handseile befinden sich im Schnürboden- Bereich nun Kabel, Bänder und Stahlseile. Die von 35 auf 46 erweiterten Züge werden heute elektronisch gesteuert – immer noch mit viel Fingerspitzengefühl. Das bedeutet vor allem für die Rücken unserer Technikerinnen und Techniker eine grosse Entlastung, und das Arbeitsfeld verlagert sich schlagartig ins 21. Jahrhundert. Die Züge können heute programmiert und von den speziell dafür ausgebildeten Technikern oder Technikerinnen ausgelöst werden. Das sind Herausforderungen, die hohe Konzentration verlangen.
Neuer Bühnenboden
Aber nicht nur da ganz oben hat sich viel zum Besseren verändert. Auch der 25 Jahre alte Bühnenboden aus Holz, auf dem unzählige Tänzer:innen, Musiker:innen, Schauspieler:innen, Sänger:innen und Komödianten/Komödiantinnen aufgetreten sind, musste ersetzt werden. Der Boden war mittlerweile bereits so oft abgeschliffen worden, dass an diversen Stellen Metallführungen hervorragten, die eine Stolpergefahr für die Künstlerinnen und Künstler waren. Bei der Entfernung des alten Bodens kamen dann zwar ein paar interessante Fundgegenstände ans Licht. (Fragen Sie unsere Techniker danach.) Trotzdem entstand natürlich auch etwas Wehmut. Diese Bretter haben ja so lange die Welt bedeutet. Der neue Bühnenboden besteht aus osteuropäischen Pech- und Schwarzkiefern. Holz, das den besonderen Theateranforderungen entspricht. Er ist nun bereits die fünfte Spielzeit in Gebrauch, bewährt sich gut und hat schon wieder vielen Kulturschaffenden die nötige stabile Grundlage geboten. Werfen Sie doch beim nächsten Besuch im Theater Casino Zug einen Blick darauf und sehen vor Ihrem geistigen Auge, was der noch junge Boden alles erlebt hat.
Neuer Schnürboden (siehe unten): Die Seilzüge laufen neu unter dem Schnürboden, damit die Motoren frei zugänglich sind.