Der Herr Karl
Sa 02.11. 19:30 Uhr

Der Herr Karl

von Carl Merz und Helmut Qualtinger | Nikolaus Habjan

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CHF 60.– / 50.– / 40.–
Ermässigte Karten ab CHF 15.–

Dauer: ca. 90 Min. ohne Pause
Sprache: Deutsch / Wienerisch

Einführung 18:45 Uhr

Theatersaal

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Qualtingers Darstellung des Herrn Karl im Jahr 1961 war wohl der erste Fernseh-Skandal Österreichs. Zum ersten Mal in der Nachkriegszeit wurde das Schweigen über die Nazi-Vergangenheit gebrochen und mit der Figur des Herrn Karl der Durchschnittsösterreicher als Mitläufer des NS-Regimes dargestellt. 

Nun ist das einstige Skandalstück, welches längst ein Stück österreichischen Kulturguts geworden ist, als erstklassiges Puppentheater zu sehen. Regisseur und Puppenspieler Nikolaus Habjan adaptiert diesen Klassiker der modernen österreichischen Theaterliteratur als Figurentheater. Habjan ist zurzeit einer der gefragtesten Theatermacher im deutschsprachigen Raum. Seine charakteristisch-markanten Puppen baut er selbst und erweckt sie bei jedem Auftritt mit vollem Einsatz zum Leben. 

Begonnen hat er in der Off-Theaterszene Wiens. 2012 ehrte man ihn für sein Puppentheaterstück «F. Zawrel – erbbiologisch und sozial minderwertig» mit dem «Nestroy Preis» – dem wichtigsten Theaterpreis Österreichs. Mittlerweile gastiert er mit seinen einzigartigen Puppentheater-Inszenierungen am Burgtheater Wien, am Münchner Residenztheater, an der Staatsoper Dresden, am Schauspielhaus Zürich und vielen anderen grossen Theater- und Opernhäusern. 

Nikolaus Habjan: «Jeder Mensch erkennt sich in dem Herrn Karl eigentlich irgendwann, irgendwie und das tut dann sehr weh.»

Puppenspiel: Nikolaus Habjan

Habjan: „Es geschehen Dinge, die wir nicht tolerieren dürfen. Paulus Hochgatterer hat das vor ein paar Tagen in einem Gespräch mit mir sehr gescheit formuliert: Es ist ein Missverständnis, wenn es heißt, der Rechtsstaat müsse dafür sorgen, dass die Leute sicher sind. Nein, der Rechtsstaat muss in erster Linie dafür sorgen, dass die Menschen anständig bleiben können. Das Wort Anstand verliert immer mehr an Bedeutung.“ Diesen Umstand hätten bereits Qualtinger und Co-Autor Carl Merz scharf kritisiert. Ein Beispiel für die aktuelle Unanständigkeit sei: „Dass es strafbar geworden ist, ertrinkende Menschen zu retten. Oder dass der Herr Waldhäusl von der FPÖ sagt, es müsse eine Ausgangssperre für Asylwerber eingeführt werden. Das ist unanständig und unmenschlich.“„Puppentheater war immer politisch“, sagt Habjan. Die Puppe sei ein wertvolles Transportmittel für unangenehme Wahrheiten, auch in einer aufgeklärten Gesellschaft. Habjan: „Sobald dieser Prozess der Aufklärung als erledigt angesehen wird, ist es mit der Aufklärung schon wieder vorbei. Das ist unser Problem: Wir haben uns im Kopf schon zu weit davon entfernt.“ Die Kunst habe eine Art Gegenbewegung zur Unanständigkeit zu sein – „und sie muss an Schärfe zulegen.“ 

Oberösterreichische Nachrichten, Peter Grubmüller, 27.09.2018

 

Klassiker lassen sich mit großem Gewinn neu erfinden. Dies beweist eindrucksvoll Nikolaus Habjan mit seiner Fassung des Stücks „Der Herr Karl“, das als Monolog des charismatischen Helmut Qualtinger Kultstatus erlangt hat. Der noch junge Grazer Habjan verteilt die 1961 verfasste Ein-Mann-Rolle des opportunistischen Kleinbürgers auf mehrere Figuren. Nicht nur Herr Karl, sondern drei Klappmaulpuppen in Lebensgröße erzählen aus ihrem Leben während der wechselhaften österreichischen Geschichte vom Ende des Ersten Weltkriegs bis in die 1950er Jahre. Ausstaffiert mit einer Mischung aus Groteske und Lebensnähe sind der alte Kellner mit dem Zwirbelschnauzer, der greise Gast und die ihre Blütezeit überschrittene Aushilfskellnerin eine Augenweide. Ihre Stimmen, Beine und Handbewegungen bekommen die Halbkörper-Puppen von Habjan. Dass sie dabei zu Menschen werden und der Puppenspieler keine Sekunde als Fremdkörper wirkt, sondern mitunter auch als vierte Rolle agiert, ist eine grandiose Leistung. Ebenso großartig tariert er die Stimmen aus, in Mono- wie Dialogen, vom leisem Schluchzen bis zum heftigen Wutausbruch. …Habjan bereichert seine Fassung mit Zitaten aus der Jetztzeit, mit einer heftigen Liebesszene, mit Slapstickmomenten und spontaner Interaktion mit dem Publikum. 

Passauer Neue Presse, Gabriele Blachnik, 21.01.2019

 

Akteure sind ein Gast, der Kellner und die Bardame, die Nikolaus Habjan abwechselnd und je nach Bedarf zum Leben erweckt. Er und seine wunderbar charaktervollen Puppen harmonieren bestens zu „Wiener Blut“ sowie schmähgetränkten Sprachmelodien der beiden Autoren. Das Publikum geht begeistert mit, spendet immer wie- der Szenenapplaus und verabschiedet den Puppenspieler nach eindreiviertel Stunden mit lang anhalten- dem Beifall. 

Straubinger Tagblatt, Bernd Hielscher, 25.03.2019

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